Brilliant! Charakterstärke im Angesicht des Jobcenters und ein ideenreicher, geschmeidiger Umgang mit den Herausforderungen der Arbeitslosigkeit führen zu einer bezaubernden Begegnung.
Aus der Rezension von Monika Anonima, heimliche Anwärterin auf den Literaturnovelpreis 2024
Leseprobe:
Das größte Hindernis für mein heimliches, glückliches Genie-Dasein ist aber Frau Krage, die jetzt im Jobcenter für mich zuständig ist. Ein Klumpen im Pudding. Sie verdonnert mich zu der Fortbildung: “Die Professionelle Bewerbung”. “Und dann zacki!”, sagt sie. “Jede Woche zwei Bewerbungen.” Ich erzähle ihr nicht, dass ich bisher noch nie eine Bewerbung geschrieben habe, weil alle meine Jobs auf anderen Wegen zu mir gekommen sind. Ich versuche aber, zu begründen, warum diese Fortbildung für mich nichts bringen wird.
“Es ist wie bei den Bäumen”, erkläre ich. “Es gibt immergrüne und solche, die mit den Jahreszeiten gehen. Ich gehöre zu den letzteren. Und jetzt, im Dezember, sieht es deshalb kahl aus bei mir, aber innerlich bilden sich die neuen Knospen. Sie brauchen ihre Ruhezeit, und dürfen nicht gestört werden, damit sie im Frühling, ganz von alleine, aufblühen können.” Frau Krage mustert mich unwirsch, dann sagt sie mit einem diabolischen Grinsen: “Ruhezeit? Okay, dann haben Sie aber auch einen verringerten Nährstoffbedarf. Wenn Sie sich nicht zur Fortbildung anmelden, lasse ich Ihre Bezüge kürzen, ist das klar?”